Inspiriert von Arno Stern wünscht sich Petra Knoll einen eigenen Malbereich für ihren Kindergarten, einen Ort nur für das künstlerisch kreative Tun der Kinder, frei von Bewertung und offen für die ständige Weiterarbeit am Begonnenen. Mit Vanessa Steiner entsteht er.
Aus Kleinem wird Großes
Pädagogin und Künstlerin finden schnell eine gemeinsame Wellenlänge. Zuerst kleiden sie den Malbereich mit weißem Packpapier aus: Wände, Sessel und den ganzen Boden. Denn Weiß ist ruhiger und die Kinder können sich mehr auf die einzelnen Bereiche konzentrieren.
Die ersten Impulse gibt die Künstlerin
Vanessa Steiner arbeitet selbst mit dem Sammeln von Dingen und ihrer Wahrnehmung. Deshalb kann sie aus ihrem privaten Fundus schöpfen, zum Beispiel das Verpackungspapier einer Pizzeria: es zeigt
eine Tierweide. Zwei Kinder gehen hin, betrachten es und zeichnen von dort eine Straße nach unten über die Sitzfläche der Sessel zum Boden und weiter. Am Ende fügen sie noch einen Stall
hinzu.
Bald setzen die Kinder selbst Impulse. Ein Kind klebt zwei rote Papierstücke auf, ein anderes zeichnet ein fantastisches Gebilde daran. So entsteht Schritt für Schritt das gemeinsame Ganze. Auch
die Pädagogin bringt Impulse ein.
Die Umgebung beeinflusst das Bild
Die Kinder wählen zuerst im Raum einen Ort aus, wo sie ihr Bild hinzeichnen oder hin kleben möchten. So sehen sie: Wo kann ich etwas zum Weiterzeichnen finden? Was ist daneben? Sie dürfen alles
fortsetzen, nur nicht über Werke anderer Kinder darüber zeichnen. Auf bunten Papierblättern gestalten sie auch eigene Bilder und kleben sie auf.
Der Malkasten choreografiert das Malen
Am Beginn zeichnen die Kinder nur mit Bleistift. Es ermöglicht ein feineres Gestalten. Allmählich kommt die Farbe ins Werk, zuerst mit Farbstiften, dann mit flüssigen Farben. Die Pädagogin führt den Malkasten von Arno Stern ein. Das Kind tunkt den Pinsel nur in eine Farbe, geht zu seinem Bild hin und dann wieder zu den Farben zurück. Diese Pendelbewegung bewirkt, dass es seine Arbeit immer wieder von weiter weg und von nah sieht, so wie es viele Künstler*innen tun.
Plötzlich dreidimensional mittels Falten
Ein Stück Tapetenpapier: Ein Kind wählt ein trichterförmiges Element daraus aus, malt es weiter zu einer Eistüte mit Kugeln. Dieselbe Dreiecksform gestalten andere Kinder daneben in einer
Bleistiftzeichnung und darüber im gelben Faltbild. Es passiert oft im Laufe der Wochen und Monate, dass Ideen wandern und woanders in anderer Gestalt wieder auftauchen.
Kein Ende, aber Verwandlung
Irgendwann wählen die Kinder mit Hilfe eines Papierrahmens (der "Lupe") Ausschnitte aus der riesigen Collage und machen daraus gefaltete Bücher, große schöne Leporellos.
Der Rest wird zu Papier geschöpft, transformiert in neues Arbeitsmaterial: gemeinsam entsteht daraus im Freien ein dreidimensionales Papier-Objekt, auch mehrere Papierbögen – zur weiteren
Verwendung im Malraum.
Große Zustimmung der Eltern
Der Malbereich befindet sich genau hinter dem Eingang des Kindergartens. Täglich gehen die Eltern daran vorbei. Viele äußern Freude über die künstlerische Arbeit ihrer Kinder.
Stadtkindergarten Rosittengasse Salzburg
Petra Knoll (Pädagogin) und Vanessa Steiner (bildende Künstlerin)